Vom Winde verweht Teil 2
Schön das Du wieder da bist und Lust hast mich in dieser Geschichte weiter zu begleiten. Dann wollen wir es angehen...
Eines Nachmittags, vor den Sommerferien hatten Max und ich Spätdienst. Nur noch wenige Kids waren zu betreuen und wir waren im Aussengelände, wo die Kinder oft selbständig spielen. Da ist manchmal Zeit sich zu unterhalten.Ich erzählte von der bevorstehenden Reise in die Schweiz. Heimatbesuch und Familientreffen waren für die Ferien angesagt. In üblicher Manier plauderte ich so drauf los und wir beide waren dann definitiv leicht verdutzt als zur Sprache kam, dass seine Schwester im selben Dorf wie mein Bruder lebt. Nun gut, die Schweiz ist jetzt nicht gerade unendlich groß, aber dennoch ein witziger Zufall. Ich erfuhr das auch er eine Weile in der Schweiz gelebt und als Koch gearbeitet hat. Ja heidenei, als Koch, wie mein Bruder. Und wieder so ein witziger Zufall.
Stark in meiner Erinnerung verankert ist, dass Max plötzlich anfing längere WhatsApp Nachrichten zu schicken. Schon damals ist mir aufgefallen das er wesentlich besser in der schriftlichen als in der mündlichen Kommunikation ist. Zu Beginn waren es Nachrichten mit vielen Fragen gespickt. Warum ich nach Deutschland ausgewandert bin, wie lange ich schon hier lebe, ob ich nach der Ausbildung zurück in die Heimat will. Und er beschrieb von seiner Auswanderung. Die Abschlussprüfung für die Erzieherausbildung war auch oft Gesprächsthema. Denn so wussten wir beide was da auf uns zukommt, wie wir uns deswegen fühlten und dieses Thema führte zweifelsohne zu einer weiteren Verbindung. Wie Du schlaues Köpfchen erahnen kannst, bin ich was das schriftliche angeht auch not so bad und ich kann mich genauso eloquent ausdrücken. Hat mir schon immer Spaß bereitet mich schriftlichen auszukotzen.
Du, auf einmal war da ein Tennis-Match zwischen Max und mir. Sozusagen ein schriftliches Spiel.Es waren freundliche, lustige, intressante und an meinen Erzählungen angelehnte, interessierte Nachrichten.
Dieses an meiner Person interessiert sein, möchte ich hier stark hervorheben. Mir ist das bei einer Freundschaft sehr wichtig. Ich kann von mir behaupten dass ich viel, vermutlich an manchen Stellen zu viel, in die Beziehung zu anderen Menschen investiere. Will heissen Freundschaftspflege ist mir immens wichtig. Woran das wohl liegen mag? Ich weiß es nicht.
Vielleicht denke ich ab und zu nicht viele Freunde durch meine Auswanderung zu haben. Das ist natürlich Quatsch, ich weiss. Seit Kindheitstagen habe ich meine beste Freundin, meinen Schweizer-Tressor. Mein bester Freund den ich schon erwähnt habe ist immer für mich da, auch wenn wir uns leider selten hören. Beide sind aber Hunderte Kilometer entfernt. Ich habe auch Zuhause Freunde für die ich dankbar bin ohne Zweifel. Ich habe meinen Lieblingsmenschen, meinen Mann. Immer immer ist er für mich da. Er sieht mich wie kein anderes Lebewesen auf dieser Welt.
Und doch war es schön sich mit Max auszutauschen. Warum auch nicht, nicht wahr?! Das eine schliesst schliesslich das andere nicht aus. Durch das regelmäßige Schreiben haben wir beide immer mehr voneinander erfahren und uns besser kennengelernt. Oft ging es um die Ausbildung, Schule, Lehrer, Prüfungen. Aber auch immer mehr für jeden von uns um wichtige Themen. Wir konnten uns Rat vom anderen einholen oder uns über eine nervige Angelegenheit auskotzen. Sei es über unsere Chefin, über die gemeinsamen Mitarbeiter und irgendwann nach einiger Zeit, ja, auch über unsere Partner.
Es entstand mit der Zeit ein Vertrauen. Ich wusste genau wenn ich Max etwas erzähle bleibt es auch bei Max. Er war stets für mich da. Er sah sofort wie mein psychischer oder physische Zustand war. Wenn ich mich känklich fühlte, war die erste Handlung von ihm mir einen Tee zu bringen, mich aufzumuntern oder mir zuzureden doch lieber nach Hause zu gehen wenn ich krank bin.Umgekehrt verhielt es sich ähnlich. Eine richtig tolle Freundschaft ist da entstanden, denkst Du jetzt bestimmt. Und genau so habe ich es auch lange gesehen. Mein Mann lernte Max und auch seine Freundin kennen und eine Weile lief alles soweit rund.
Ich würde mal von mir behaupten dass ich recht aufmerksam bin. Stimmungen, Gefühle, Interessen von mir aber auch von anderen kann ich sehr gut erkennen und wahrnehmen. Doch es war mein Mann der als erster die Unstimmigkeit erkannte. Wie schon erwähnt Ben ( nope auch nicht der richtige Name) hat sehr feine Antennen was mich angeht. Ein äüsserst feinfühliger Mensch mein Schatzeli. Er hat einen grossen Beschützerinstinkt und ist dadurch auch von eher eifersüchtiger Natur. Schon immer gewesen. Wie dem auch sei, er hat irgendwann gespürt dass meine Freundschaft oder dann wohl eher Beziehung mit Max zu intensiv wurde. Es war falsch.
Denn jetzt mal ehrlich, wie würdest Du Dich fühlen wenn Dein Partner sich beinahe täglich mit jemand anderem austauscht. Über positives und negatives über Freud und Leid im Alltag. Das muss sich so richtig unterirdisch verschissen angefühlt haben. Und wenn ich das jetzt, sehr sehr viel später, reflektiere, muss ich ehrlich sagen ist ihm da eine große Ungerechtigkeit zugefügt worden. Von mir, von der Situation und von Max.
Glaubst Du mir, dass ich das aber damals nicht gesehen habe. Aus meiner Sicht habe ich nichts falsch gemacht. Ich sah es nicht als Betrug. Ich sah es nicht als falsches Verhalten. Max hat mir gut getan. Max war freundlich mit mir. Er war einfühlsam, aufmunternd, positiv. Wie kann was schönes denn so falsch sein?
Wir haben uns nie sexuelle Avancen gemacht. Nie ging es um körperliches zwischen uns. Niemals. Aber die Nachrichten wurden mir, wurden ihm wichtig. Ob im Urlaub, am Wochenende, im Krankenhaus, es gab selten Situationen wo wir uns nicht davon in Kentnis gesetzt haben. Mein Mann sagte mal Max ist überall. Er ist in unserer Famile. Er war an einem Ort wo er einfach nicht hingehörte.
Ben hat es also als erster erkannt. Er konnte es nicht als emotionale Affäre betiteln, damals kannten wir den verfluchten Scheiss noch gar nicht. Aber er hat es gefühlt, gespürt und gesehen. Und mit gesehen meine ich dass er damit angefangen hat mein Handy zu nehmen und meine Nachrichten zu lesen. Das waren die ersten Übergriffe in meine Privatsphäre durch Ben. Die ersten und eher harmloseren von vielen vielen Übergriffen. Was da noch so alles geschehen ist möchte ich heute nicht zum besten geben.
Wir haben beide viele Fehler gemacht. Und auch wenn Ben es äüsserst kläglich versucht hat die Thematik anzusprechen, mehrmals, konnte ich einfach nicht verstehen was er meint. Ich habe mich in meiner Freiheit meinem Selbst meinem Sein angegriffen und eingeschränkt gefühlt. Hey, geht es eigentlich noch? Niemand schreibt mir vor wer meine Freunde sind. Auch mein Mann nicht. Ich habe nichts falsches getan. Dachte ich damals ehrlich. (Ja, ja die Ehrlichkeit, eine hinterhältige Heuchlerin)
Durch die Ärzte- Serie Greys Anatomie, die ich mir zum wiederholten Male reinziehe habe ich das erste mal den Begriff emotionale Affäre gehört. Und wurde hellhörig. Aha! Affäre auf emotionaler Ebene. Ich fing an Dr. google hinzuzuziehen und fand mehrere Berichte darüber. Es gab Übereinstimmungen bei der Story von Max und mir. Aber auch Punkte die so gar nicht passten.
Ich war perplex, geschockt und ja, richtig fassungslos. Wie kann mir sowas passieren. Ich Liebe meine Familie, ich Liebe Ben und doch habe ich sie emotional betrogen.
Ich hatte eine emotionale Affäre.
Ich bin nach mehreren Aussprachen mit meinem Mann die wirklich hart, intensiv und teilweise krass unschön waren direkt auf Abstand zu Max. Wenigstens kurz brauchte ich Zeit um das mit mir selbst zu klären.
Max spürte sofort das da was im Busch ist. Er schrieb unmittelbar was den los sei, warum ich mich nicht melde, ob er was getan hätte. Oder was er tun könnte.
Als ich ihn fragte ob er weiss wann diese starke Bindung zwischen uns begonnen hat und wie es soweit kommen konnte war Max nicht in der Lage mit mir darüber zu sprechen. Die einzige Antwort die ich bekommen habe und vermutlich auch je bekommen werde war: I'dont know. Mir fällt dazu auch nichts mehr sein. Ich kann nichts mehr sagen.
Aha, nun Max Du hast Dich nie dazu geäüssert. Kein verfluchtes einziges mal. So schreib gewandt wie Du bist hättest Du Dir doch die ein oder andere Zeile dazu aus der Feder leiern können. Dir fällt nichts mehr dazu ein? Aha,ist das so? Wie wichtig war ich für Dich? Hast Du nicht gesehen das unsere ominöse Freundschaft um ein Haar meine Ehe zerstört hat?
Wenn ja, was war das denn für eine Freundschaft??????????????
Wenn nein, was war das dann für eine Freundschaft????????????????
Mir fällt auch nichts mehr dazu ein!!
Gut, das Ben die Freundin von Max angeschrieben hat um sie ins Bild zu setzten über alles was da so lief war auch nicht die feine englische Art. Du kannst Dir nicht vorstellen wie sauer ich deswegen war. Im Ernst jetzt? Fuck!! Fuck! Fuuuuuuuck!!!!
Sollte ich Ben im nachhinein dankbar sein? Ein Ende mit Schrecken statt einem Schrecken ohne Ende?
Fazit, seit bald drei Wochen Inselleben gab es keinen Kontakt, kein melden und keine Aussprache. Zu Beginn war es eine Entäüschung muss ich zugeben. Entweder war mir diese Freundschaft, diese Bindung so viel wichtiger als sie für Max war. Oder er hat einfach gelinde gesagt keine Eier. Da die Täuschung sich geklärt hat, also ich ent - täuscht wurde geht es mir seit einer Weile besser. Auch wenn ich die gewünschten Antworten,eine Aussprache, oder einen sauberen Schnitt nicht bekommen werde.
Die Freundschaft zwischen Max und mir erscheint mir inzwischen wie ein Sandkorn.
Ein Sandkorn vom Winde verweht.........

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